aziale Ästhetik - das Thema dieser Ausgabe von face lädt geradezu dazu ein, den hier zugleich angesprochenen Gesichtssinn kultursoziologisch in den Blick zu nehmen. Bereits die wortgeschichtliche und etymologische Vielschichtigkeit des mittelhochdeutschen Wortfeldes von gesiht, antlitze und angesiht verweist auf den wechselseitigen Prozess, der im Vis--vis immer nur ein Dazwischen konstituiert: einen Zwischenraum. Denn was wir mit Gesicht meinen, enthält ebenso das Sehen wie auch den Anblick, das Antlitz ist eigentlich das Entgegenblickende, zugleich auch das Aussehen bzw. die Gestalt und das Angesicht verweist auf das Ansehen. Vom lateinischen Wortfeld, dessen Semantik nicht minder komplex ist, soll nur derjenige Teil aufgegriffen werden, der Miene, Maske und Larve im Zusammenhang mit dem schönen Gesicht, der Anmut und Schönheit einen Namen gibt. Denn hierin drückt sich jenes, die Sprachhistorie überdauerndes Dazwischen aus, das bis in die Gegenwart hineinreicht: Erst wenn auch sprachlich das Gesicht als natürliche Maske im Bewusstsein konstituiert ist, macht es überhaupt Sinn, dieses kultürlich, also mittels kul-tureller Techniken, zu verändern. Dabei ist es gleichgültig, ob die natürliche Maske durch Schminke, Piercing, Tattoo usf. als Kulturmaske ihres Trägers hergestellt wird...
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